Was dich erwartet
Immer mehr Kinder wachsen mit mehr als einer Sprache auf. Dabei werden die Situationen, in denen Sprache heute erworben wird, deutlich vielschichtiger und komplizierter. Kinder hören verschiedene Sprachen, wenn ihre Eltern oder Geschwister diese Sprachen sprechen, eine andere Sprache im Umfeld gesprochen wird, im Kindergarten und in der Schule. Sie hören manche Sprache seltener oder gar nicht mehr, wenn Eltern sich trennen, die Familie verzieht oder die Einrichtung wechselt.
Welchen Stellenwert die einzelnen Sprachen vor allem bis ins Schulalter im Leben des Kindes einnehmen, kann sehr unterschiedlich sein und sich mit der Zeit verändern. Mythen und Missverständnisse über kindliche Mehrsprachigkeit halten sich in Familien, aber auch bei Fachleuten hartnäckig.
Zeigen sich in der Entwicklung bei einem mehrsprachigen Kind Probleme, werden diese oft auf die mehrsprachige Erziehung zurückgeführt. Dies erschwert Familien den Zugang zu der für ihr Kind angemessenen Unterstützung.
Der Vortrag zeigt, worauf es beim Mehrspracherwerb ankommt und wie Bezugspersonen die sprachliche Entwicklung bereits im Kleinkindalter fördern können. Exemplarisch vorgestellt wird die Sprachmodellierungstrategie Toy Talk.
LogopädInnen/SprachtherapeutInnen können Eltern die evidenzbasierte Strategie in kurzer Zeit vermitteln und damit die Sprachförderung von sprachgesunden ein- oder mehrsprachig aufwachsenden Kindern sowie von Kindern mit einer Sprach-/ Kommunikationsstörung nachhaltig positiv beeinflussen.
Im Anschluss erhalten Teilnehmende Antworten auf ihre Fragen.
Lernziele:
- Teilnehmende sollen die komplexen Bedingungen und variierenden Einflussfaktoren kennen, die den Mehrspracherwerb bei Kindern prägen
- Teilnehmende sollen in der Lage sein, verbreitete Mythen und Missverständnisse um den Mehrspracherwerb bei Kindern zu identifizieren und kritisch zu
hinterfragen
- Teilnehmende sollen die evidenzbasierte Sprachmodellierungsstrategie Toy Talk kennen und verstehen, wie sie diese Eltern vermitteln können, um die Sprachentwicklung von ein- und mehrsprachigen Kindern sowie solchen Kindern zu fördern, die von einer Sprach-/
Kommunikationsstörung betroffen sind
SEMINARZEITEN UND UNTERRICHTSEINHEITEN
29.01.2025, 17:30 - 20:00 Uhr, 3 UE
Kurzvita Dozent:in
Prof. Dr. phil. Wiebke Scharff Rethfeldt ist Logopädin und leitet als Professorin für Logopädie, Mehrsprachigkeit und klinisch interkulturelle Kompetenz den Fachbereich Logopädie des Aufbaustudiengangs Angewandte Therapiewissenschaften – Logopädie und Physiotherapie B.Sc. an der Hochschule Bremen.
Zu ihren Arbeitsschwerpunkten in Lehre, Forschung und Third Mission zählen z.B.
- die Frühdiagnostik von Sprachentwicklungsstörungen bei kulturell diversen und mehrsprachigen Kindern,
- konzeptionelle Überschneidungen zwischen Sprachförderung und Sprachtherapie,
- klinisch-interkulturelle Kompetenzen in Ausbildung, Forschung und Praxis
Sie ist Vize-Präsidentin der International Association for Communication Sciences and Disorders (IALP). Sie leitet und wirkt in internationalen Arbeitsgruppen und Projekten, die sich gemäß der Agenda 2030 der Vereinten Nationalen und der Weltgesundheitsorganisation für eine Reduzierung gesundheitlicher Ungleichheiten und einen verbesserten Zugang zur logopädischen Versorgung einsetzen. Unter ihrer Leitung führte das Multilingual-Multicultural Affairs Committees des IALP eine weltweite Studie durch um zu untersuchen, wie LogopädInnen und SprachtherapeutInnen in mehr als 40 Ländern mehrsprachige Kinder differenzialdiagnostisch bei Verdacht auf eine Sprachentwicklungsstörung untersuchen.
Dr. Scharff Rethfeldt ist Autorin, so auch bekannter Fachbücher wie dem bei Thieme inzwischen in erweiterter Auflage erschienenen Lehrbuch „Kindliche Mehrsprachigkeit“ oder des beim ER-Verlag in dritter Auflage erschienenen Buchs „Sprachförderung bei ein- und mehrsprachigen Kindern - Ein entwicklungsorientiertes Konzept für Kinder im Alter von 0 bis 9 Jahren“, welches sich an Familien und PädagogInnen richtet.