Stottern im Kindes- und Erwachsenenalter
Wie häufig ist Stottern?
Stottern ist die häufigste Sprachstörung bei Erwachsenen und die zweithäufigste bei Kindern.
Stottern - ein Tabuthema?
Obwohl Stottern bereits vor über 2000 Jahren das erste Mal beschrieben wurde, gilt es auch heute noch oft als etwas, über das man nicht spricht. Schaut man sich die oben genannten Zahlen an, ist es nur verständlich, dass fast jeder von uns eine Person kennt die stottert. Vielleicht gerade deshalb kursieren zahlreiche Theorien über die Entstehung, Ursachen und Therapiemöglichkeiten.
Da die Logopädie ein wichtiger Bestandteil des Themenkomplex Stottern ist, wollen wir hier klären: Was sind Fakten und evidenzbasierte Daten zum Stottern und was sind Gerüchte, die das Tabuisieren anregen und es stotternden Menschen noch schwerer machen. Modern gesprochen: Was gibt es für Fake News zum Thema Stottern?
Fakten & evidenzbasierte Daten zum Stottern
- etwa 1% aller Menschen weltweit stottern, davon leben ca. 830000 Menschen in Deutschland
- Ungefähr 5% aller Kinder stottern, bei den meisten beginnt es zwischen 2 und 5 Jahren; bei lediglich 20-30% davon manifestiert sich das Stottern, d.h. es bleibt bestehen
- Stottern ist gut behandelbar, sogar bis ins hohe Erwachsenenalter
- Nach aktuellem Forschungsstand geht man davon aus, dass Stottern vor allem genetische Ursachen hat - deshalb bezeichnet man Stottern auch als eine neurologisch bedingte Störung des Redeflusses
- Das Gehirnareal, das für die Steuerung der Sprechmuskeln zuständig ist, wird von den anderen beteiligten Arealen nicht störungsfrei beliefert. So misslingt die Vorbereitung auf die anstehende Sprechaufgabe – der Mensch stottert
Gerüchte, die es rund um das Thema Stottern gibt
- Stottern ist heilbar, es handelt sich hierbei nämlich nur um eine Sprachentwicklungsstörung.
- Alle Personen die stottern, haben ein Trauma erlitten und stottern seit diesem Ereignis (z.B. Autounfall).
- Stottern ist ein Zeichen minderer Intelligenz.
- Stottern kann man abstellen, man muss sich nur genug anstrengen und üben.
Welche logopädischen Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Wie bereits bei unserem Fakten-Check geklärt, ist Stottern durchaus (sehr) gut behandelbar, aber nicht zwingend „heilbar“. Therapien, die eine „vollständige Heilung“ versprechen, sollten daher immer kritisch hinterfragt werden.
"Nach der Pubertät ist eine vollständige Heilung selten. Vor allem bei Kindern kann es zu Phasen ohne Stottern kommen. Dies muss nicht immer eine Heilung sein. Heilung bedeutet, dass mindestens 12 Monate lang kein Stottern hörbar war und die Person nichts tun musste, damit das Sprechen flüssig bleibt."
(Quelle: „Patientenleitlinie Redefluss-Störungen: Stottern und Poltern“ zur S3-Leitlinie „Pathogenese, Diagnostik und Behandlung von Redeflussstörungen“ der AWMF vom 12.01.2018).
Es sind zwei Hauptrichtungen zur Behandlung von Stottern entwickelt worden. Diese Methoden sind wissenschaftlich untersucht und können auch miteinander kombiniert werden:
- Fluency Shaping: Veränderung der Sprechweise („Fluency“, engl. für Sprachbeherrschung oder Redefluss, „Shaping“, engl. für Formveränderung/Gestaltung)
- Stottermodifikation: Veränderung und Kontrolle des Stotterns, auch Nicht-Vermeidungs-Ansatz (Non-Avoidance) oder Blocklösetechnik genannt
- Kombinationsansatz: Fluency Shaping und Stottermodifikation ergänzen hierbei einander
Unsere Stotter-Fachexpertinnen Amelie und Cornelia legen auf folgende Punkte in der Therapie bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen großen Wert:
- Einbeziehung der Eltern in der Therapie und Beratung
- Einbeziehung des Umfeldes, d.h. Kindergarten, Schule, Arbeitsplatz etc.
- Gemeinsames Ausrichten der Ziele und Schwerpunkte
- Direkte Therapie mit dem Patienten – das Stottern ist kein Tabu in der Logopädie und gemeinsam überlegen wir, wie wir das Sprechen leichter und flüssiger machen können
Und jetzt kommst du!
Würdest auch Du gerne in die logopädische Arbeit mit stotternden Patienten in verschiedenen Altersspannen einsteigen, fühlst dich aber noch unsicher? Du hast in der deiner Ausbildung und deinem Studium einiges zum Thema Stottern gehört und das Wissen möchte nun umgesetzt werden. Der letzte Feinschliff fehlt dir aber noch?
Dann bist du bei uns genau richtig! Wir bei der LPP-Akademie haben ein breites Spektrum an Angeboten in diesem Bereich. Dabei legen wir ein besonderes Augenmerk auf DozentInnen, die mit beiden Beinen mitten im Geschehen stehen und neben der aktuellen Studienlage auch nie den engen Bezug zur Praxis aus den Augen verlieren, damit ihr gleich nach der Fortbildung das Gefühl erhaltet, loslegen zu können. Informiere dich auf unserer Homepage und finde die für dich und deinen Praxisalltag passende Fortbildung.
Wir freuen uns auf Dich!
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18.07.2025 19.07.2025 |
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